Karriereeinstieg im Eilverfahren
Zum achten Mal hat ChemCologne zusammen mit 18 beteiligten Mitgliedsunternehmen in der Region die Aktion „Meine Position ist spitze“ durchgeführt. „In diesem Jahr können wir mit 45 Spitzenjobs eine besonders hohe Vielfalt an Berufsbildern abbilden. Eine tolle Gelegenheit für die Jugendlichen“, freute sich ChemCologne-Geschäftsführer Daniel Wauben.
Die jungen Leute bekamen für einen Tag die exklusive Möglichkeit, den Arbeitsalltag von unterschiedlichen Top-Managern hautnah zu erleben. Bei der Aktion engagierten sich die Unternehmen Arlanxeo, BASF, Bayer, Braskem, CABB, Covestro, Deutsche Infineum, Evonik, INEOS, LANXESS, LyondellBasell, Momentive, Orion Engineered Carbons, plantIng, Rhein-Erft Akademie, Shell, TALKE-Emmerich und YNCORIS.
Die Aktion lief im Zeitraum vom 27. Juni bis 8. November mit Fokus auf den Sommer- und Herbstferien. Als eine der Ersten war Finnja Schopohl aus Bonn aktiv, die für einen Tag das Kraftwerk im Shell Energy and Chemicals Park Rheinland in Wesseling „leiten“ durfte. Hier steht unter anderem die neue Refhyne-Anlage, die „grünen“ Wasserstoff produziert. Die 17-jährige Chemie-Leistungskurs-Schülerin, die von ihrem Lehrer auf die Aktion aufmerksam gemacht wurde, fasziniert das spannende Zukunftsthema der Nachhaltigkeit. Dienstbeginn war um 7.15 Uhr, danach Sicherheitseinweisung, Test, PSA, Rundfahrt und Alltagsbegleitung von Werksleiterin Stefanie Wenz. Dabei sind der Schülerin auch die Hinweisschilder aufgefallen, die anzeigen, seit wie vielen Tagen es keine Unfälle gegeben hat. „Sicherheit ist hier sehr wichtig“, stellte Schopohl beruhigt fest. Sie fühlt sich durch den Probetag in der möglichen Berufsauswahl für diese Branche bestärkt.
Tipp vom Chemie-Lehrer
Auch der 16-jährige Jonas Juchelka aus Aachen hatte von seinem Chemie-Lehrer den Tipp bekommen und schlüpfte in die Position des Standort-Betriebsleiters bei YNCORIS im Chemiepark Knapsack. Diesen inspizierte er in Hürth mit dem echten Amtsinhaber Thomas Theisen per Fahrrad und zeigte sich von dem dynamischen Umfeld wie auch von der hohen Verantwortung „sehr beeindruckt.“ An Theisens Tätigkeit gefällt ihm insbesondere der Mix aus Chemie und praktizierter Unternehmenskultur. Sein Mentor hat sich wiederum über die „exzellente Vorbereitung“ des Schülers gefreut.
„Wertvolle Insights“
Auch die plantIng Geschäftsführer Thomas Hucht und Oliver Franke waren von ihrem Kurzzeit-Nachwuchs aus Bergheim und Mönchengladbach angetan: Narthagei Nagalingam und Max Mikoleizik begleiteten das Führungsduo. Nach kurzer Begrüßung und der obligatorischen Sicherheitsunterweisung nahmen die Jungmanager aktiv an mehreren Jour-fixe-Terminen und Feedback-Gesprächen teil. Am Nachmittag wurde eine Strategie ausgearbeitet, wie plantIng am besten junge Talente adressieren kann, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. „Narthagei und Max haben einen großartigen Job gemacht und uns wertvolle Insights gegeben, wie die ‚Generation Z‘ tickt und was sich die Führungskräfte von morgen von einem Unternehmen wie plantIng wünschen. Wir sind begeistert, wie aktiv und selbstbewusst sich die beiden in diverse Projektgespräche eingebracht haben“, betonten Hucht und Franke unisono.
Ähnliche Erfahrungen brachte auch der Probetag von Zehra Nur Ocakdan aus Kerpen. Die 17-Jährige übernahm von Dr. Thiemo Dunkel für einen Tag die Leitung des Bereichs Wasser der Energiebetriebe von INEOS in Köln. Dabei war die Abiturientin voll eingespannt: Die Frühbesprechung der Produktion vorbereiten, das Schichtbuch durchgehen und Leitsysteme prüfen. Der Tag begann also mit einigen wichtigen Führungsaufgaben, gefolgt von Gesprächsrunden mit Fachleuten des Standorts und einem Meeting zu IT-Sicherheitsfragen. Ocakdan staunte über die Fülle und Vielfalt der Aufgaben. „Es ist immens wichtig, dass Jugendliche vor Ort sehen, wie unsere praktische Arbeit aussieht. So können sie sich ein gutes Bild von den Tätigkeiten und Anforderungen machen “, so Dunkel. Die Wirkung war in diesem Fall prompt – nicht nur, weil die erfolgreiche Schulabgängerin schon immer Wasser als alltägliche wie auch speziell genutzte chemische Verbindung spannend fand. Schon bei einem Rundgang durch die Kläranlage und an einem Kühlturm reifte in ihr eine Entscheidung: „In der Früh wusste ich noch nicht, ob ich mir eine Ausbildung oder einen Job im Bereich Chemie vorstellen kann. Jetzt bin ich mir da schon ziemlich sicher.“
Jüngste „Standortleiterin“
Ein solcher Schritt hat auch eine weitergehende Bedeutung, wie Maik Eckelmann, Standortleiter des Bayer-Werks in Wuppertal, feststellte: „Wenn wir mit diesem Tag dazu beitragen können, dass sich mehr junge Frauen für Führungspositionen interessieren, dann freue ich mich, auch nächstes Jahr wieder teilzunehmen.“ Eckelmann hatte die 17-jährige Lina Meiering an seiner Tätigkeit partizipieren lassen, die nicht nur wie alle anderen Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine Urkunde überreicht bekam, sondern auch noch als jüngste „Standortleiterin“ in die 150-jährige Geschichte der Bayer-Urzelle einging. Dass auch ohne Abitur und Studium ein Tag im Chefsessel möglich ist, erlebte auch Eric Scherholz aus Pulheim. Der 17-jährige Gesamtschüler übernahm die Aufgaben von Stefanie Nickel, Betriebsleiterin beim Spezialchemie-Hersteller LANXESS in Krefeld. Und Marie Kristin Sprenger aus Lindlar resümiert: „Andere Branchen können sich von der Aktion ein Stück abschneiden.“ Die 16-Jährige hatte bereits am Morgen eine Fahrgemeinschaft mit Marco Mencke, Geschäftsführer der Rhein-Erft Akademie im Chemiepark Knapsack, gebildet und Fragen gestellt: „Das war ein guter Start und hat mich bestens auf den Tag vorbereitet.“ Die Schülerin mischte in der Bildungsakademie munter mit und präsentierte die Idee, junge Menschen für das Programm über die Social-Media-Plattform TikTok zu begeistern. Mencke: „Das ist großartig. Der Tag ist für beide Seiten bereichernd und inspirierend.“